Zurich 2, No. 23, 10.06.2010.
Pressemitteilung Zürich, 1. Juni 2010
Kunst kommt ins Quartier! Das Artfoyer Cavigelli und das GZ Wollishofen öffnen die Türen, während Kunstaktionen an verschiedenen Orten im Quartier auftreten.
Unter dem Titel „At Home in Wollishofen“ startet am 11. Juni 2010, um 18 Uhr, im Artfoyer Cavigelli, Albistrasse 27, ein kollaboratives Kunstprojekt der Kuratorin Anca Sinpalean in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftszentrum Wollishofen. Das Projekt wird von der Roten Fabrik unterstützt. Es ist Teil der Veranstaltungen zu ihrem 30. Jubiläum.
Ein wichtiger Ausgangspunkt bei der Konzeption des Projektes waren die öffentlichen Baustellen, die in vielen Bereichen in Wollishofen entstanden sind. Sie haben das Gesicht des Viertels verändert, neue Bewohner in die Umgebung gebracht (die Bauarbeiter), haben die Strassen schmaler gemacht und die Interaktion zwischen den Menschen häufiger. Das Ziel des Projektes ist es, "Räume der Begegnung" zu schaffen, wo die Bewohner von Wollishofen, die Passanten, die Künstler und die Arbeiter sich treffen, interagieren und vielleicht sich "zu Hause" fühlen können. Die "Headquarter" des Projektes sind im Artfoyer Cavigelli (Architekturstudio, Albistrasse 28) und im Fenster des GZ Info - Drehscheibe (Albisstrasse 25). Von hier aus wird das Projekt durch Aktionen und Performances erweitert. Die künstlerischen Interventionen sind teils provozierend, teils konventioneller, und die meisten stellen Fragen dazu, wie wir miteinander innerhalb einer Gemeinschaft agieren. Sie stellen Fragen über den öffentlichen versus privaten Raum und über das Erkennen der anderen nicht nur in ihrer stereotypen Qualität als "Arbeitnehmer“ oder "Künstler" oder "Einwanderer". Das Projekt versucht Räume für die Kommunikation und den Austausch von Ideen zu öffnen.
Alle vier künstlerischen Positionen sind ortsspezifische Antworten auf die Nachbarschaft von Wollishofen. Die Künstlerin Genia L.-Hünemörder will mit ihrer Kunstaktion „Wir bringen ihre Strasse in Ordnung“ den Wollishofener Strassenbauarbeitern den Weg aus der Anonymität verschaffen. Im Rahmen des Projektes „At home in Wollishofen“ bezieht sie die Arbeiter in die familiäre Atmosphäre des Kunstereignisses ein. Die grossformatigen Fotoporträts, von den Arbeitern eigenhändig signiert, sind in den Räumen und Schaufenstern des GZ Wollishofen zu sehen, damit die Quartierbewohner ihre Helden persönlich kennen lernen können. Eine beeindruckende Dokumentation der Nacht Baustellen gibt es ebenfalls im Artfoyer.
Mo Diener denkt sich die Nachbarschaft von Wollishofen als "Mikro-Modell des globalen Netzwerks", bestehend aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Identitäten, die in jeder Stadt nebeneinander existieren. Sie interessiert sich dafür, dieses Potential zu ergründen, indem Sie die NachbarInnen zu einer gemeinsamen künstlerischen Arbeit einlädt. Mit der Aktion „Basics for a provisory stay“ wird sie die Bewohner von Wollishofen in einem ersten Schritt zur Mitarbeit einladen, indem sie ihr die notwendigsten Gegenstände (Matratze, Gabel, Tasse usw.) für ihren vorübergehenden Aufenthalt im Artfoyer ausleihen. Während der Eröffnung am 11. Juni werden diese zu Fuss vor Ort abgeholt und in ihr temporäres Zuhause gebracht. Während des Workshops wird sie tatsächlich für drei Tage in diesem Raum als „lebendige Installation“ leben und mit interessierten NachbarInnen Aktionen und Performances entwickeln.
Neben ihrer Installation "Die Welt gehört (nicht) allen" im Fenster des Artfoyer, wird die ukrainische Künstlerin Lada Nakonechna eine Reihe von Performances im öffentlichen Raum machen. Die Künstlerin wird Passanten gelbe Kreide und Anweisungen aushändigen, und sie ermutigen, ihr persönliches / privates Gebiet im öffentlichen Raum abzugrenzen, indem Sie einen Kreis um sich herum zeichnen. Der Kreis ist eine symbolische Darstellung eines sicheren Ort, einer Art von "Heimat", wo man sich geschützt fühlt. Aber die Notwendigkeit der persönlichen Sicherheit bringt die Idee der Privatsphäre mit sich. Das Ziel der Aktion ist es, die daraus resultierende "Geographie" der Kreise zu untersuchen: Ob sie sich überschneiden, ob die Teilnehmer sich gegenseitig von ihren symbolischen Territorien ein- oder ausschliessen. Die Künstlerin plant, die Aktion in unterschiedlichen Kontexten zu wiederholen.
Anuradha Pathak, Artist in Residence in der Roten Fabrik, wird eine Installation im Artfoyer machen, die die "Oliver" Signaturen in Wollishofen dokumentiert - die Signaturen einer Person, die im öffentlichen Raum ihren Namen auf öffentliche Bänke, Schilder, Busfahrpläne etc. schreibt. Mit ihrer Installation „Have you seen Oliver lately?“ untersucht die Künstlerin, wie die Einwohner Wollishofens mit diesen öffentlichen Räumen, die durch anonyme Intervention “privat“ geworden sind, interagieren. Sie wird auch eine Bank mit der (falschen) "Oliver" Signatur an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum plazieren um zu sehen, wie die Passanten damit interagieren.
Das „At Home in Wollishofen“-Programm im Überblick:
11. Juni, 18 Uhr: Vernissage mit Kunstaktionen von Mo Diener und Lada Nakonechna
20. Juni, 16 Uhr: Anuradha Pathak, Aktion, Rote Fabrik
24., 25., 26. Juni , ab 11 Uhr: Mo Diener, Workshops und Performance im Artfoyer Cavigelli
27. Juni, 11 Uhr: Lada Nakonechna, Aktion, GZ am See
1. July, 18.30 Uhr: Finissage